Schweiz verbietet Kirschlorbeer
Hiesige Gartenprofis nehmen Stellung dazu und verraten Alternativen
Foto und Text: Ursula Huckemeyer (Alt-Neuöttinger Anzeiger)
Mischhecken wie Kornelkirsche, Felsenbirne und Haselnuss favorisieren Andreas Baumgartner (links) und Clemens Jobst.
Das schreckt wahrscheinlich auch deutsche Gartenbesitzer auf, die ihr Grundstück mit einer immergrünen Kirschlorbeerhecke vor fremden Blicken schützen: Ab September verbietet die Schweiz nämlich Verkauf, Import und das Verschenken von Kirschlorbeer.
Die Pflanze, die eigentlich Lorbeerkirsche heißt, aber meistens Kirschlorbeer genannt wird, ist hierzulande ebenfalls in vielen Vorgärten zu Hause. „Der Grund des Verbots in der Schweiz sind die invasiven Eigenschaften der Pflanze, sprich das schnelle und unkontrollierte Ausbreiten“, erklärt Clemens Jobst, Vorsitzender des Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege Altötting, und ergänzt: „Kirschlorbeer verdrängt heimische Arten und verursacht ökologische Ungleichgewichte.“
Auch Andreas Baumgartner, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Altötting, sieht den Kirschlorbeer durchaus kritisch, obwohl es sich grundsätzlich um eine insektenfreundliche Pflanze handle. „Da die Lorbeerkirsche in den meisten Hausgärten jedoch regelmäßig in Form geschnitten wird, können sich weder Blüten noch Früchte bilden, so dass der ökologische Nutzen der Pflanze ziemlich gering ausfällt.“ Die Verwendung einzelner und vor allem frei wachsender Pflanzen sei in Ordnung, so Baumgartner weiter. Ungünstig hingegen seien reine Monokulturen in Gestalt von Formhecken. Wie der Kreisfachberater unterstreicht, bieten diese Strukturen keinen Mehrwert für die Natur. Daher würden bereits heute viele Gemeinden mit Hilfe von Bebauungsplänen die Anlage von Formhecken aus Thujen oder Lorbeerkirschen verbieten."
Clemens Jobst bringt die Giftigkeit des Kirschlorbeers ins Spiel und bemängelt darüber hinaus: „Die einfache Kultivierung der Pflanze und der damit verbundene günstige Preis führten dazu, dass Kirschlorbeer als Sichtschutz in den Gärten überhandnahm.“
Alternativen zum Kirschlorbeer gebe es ausreichend, betont Baumgartner und zählt gleich auf: „Bereiche, die wenig Platz bieten können mit Berberitze oder der Kornelkirsche bepflanzt werden. Wer wintergrüne Exemplare wünscht, dem stehen beispielsweise Liguster oder auch die Kriech-Heckenkirsche zur Verfügung.“ Wichtig sei in jedem Fall eine artenreiche Bepflanzung. Einheimische Mischhecken würden der ansässigen Tierwelt Nahrung und Unterschlupf bieten. Was der Kreisfachberater noch hervorhebt: „Heimische Pflanzen haben sich zudem über lange Zeiträume an die vorherrschenden Standortbedingungen angepasst und Resistenzen gebildet.“ Die Verwendung von fremdländischen Gehölzen solle stets eine untergeordnete Rolle spielen.
Für Clemens Jobst ist eine frei wachsende Mischhecke aus verschiedenen Wild- und Ziersträuchern die ideale Eingrünung eines Grundstücks. „Für jede Gartengröße gibt es die richtigen Straucharten. Die Fachberatung am Landratsamt steht gerne helfend zur Seite.“
Baumgartner spricht noch die extremen Wetterereignisse an, die vielen Gehölzen zu schaffen macht. Sein Appell: „Gartenbesitzer sollen vorrangig heimische Arten verwenden, damit unser Ökosystem intakt bleibt.“ Mithilfe von Zisternen und Regentonnen sollte Wasser gesammelt und bei Trockenheit den Gehölzen verabreicht werden.